Von Bernd Niquet
Wann kommt eigentlich die Meuterei auf der Bounty, hat Henryk M. Broder vor kurzem so wunderbar in einem Interview zu der aktuellen Situation in unserem Land gefragt. Die Antwort darauf ist verblüffend, wir können sie allerdings an jedem Tag sehen.
Denn es passiert nichts. Das Volk wird nicht revoltieren, denn die Menschen sind vollkommen damit beschäftigt, ihr Leben zu organisieren.
Und Broder spekuliert, dass hier eine Methode dahinter steht. Ich halte das für sehr plausibel.
Morgens die Kinder in die Schule, dann den Job machen, die Kinder zum Sport und zum Entertainment bringen, sich neue Sachen kaufen, um die Nachbarn zu blenden, und so weiter und so weiter.
Die Revolution fällt also aus, weil die Menschen keine Zeit dafür haben.
Mir fällt auch noch etwas anderes dazu ein: So lange das Handynetz funktioniert, wird es kein Auflehnen der Menschen gegen die Zumutungen der Politik geben, sie müssen doch schließlich noch soo viele Anrufe tätigen.
Und die Zeitungen passen sich an. So berichtet die „Welt“ jetzt immer mehr darüber, wie man sich von seinem Partner trennt und wie oft man seine Unterhose wechseln soll, als über die Hintergründe der politischen Konflikte.
Gerade habe ich den Film „The Big Short“ gesehen über die Subprime-Krise in den USA in den Jahren 2007 und 2008. Und obwohl das alles mit der Realität von heute kaum vergleichbar ist, ist es das jedoch sehr genau.
Man muss es nur als Muster sehen. Dann passt es nämlich genau in das hinein, was Broder gesagt hat.
Denn da existiert eine große Mehrheit, die damit beschäftigt ist, mehr oder weniger Geld zu verdienen und sich um ihr Leben zu kümmern. Doch eine Minderheit von Menschen sieht die selbe Wirklichkeit mit komplett anderen Augen, und zwar richtig.
Was daraus geworden ist, das wissen wir. Besonders interessant finde ich dann den Abspanntext. Denn da steht, dass der Initiator der Spekulation gegen den kaputten Häusermarkt, Michael Burry, die Stelle, die für die Aufarbeitung dieser Katastrophe verantwortlich war, angerufen und gefragt hat, ob er ihnen erzählen soll, warum er bereits lange vorher wusste, was passieren würde?
Man hat ihn jedoch nicht zurückgerufen.
Das ist für mich die Schlüsselszene. Denn niemand will heute mehr Fragen hören, weil jeder glaubt, auf alles die Antworten zu besitzen.
Das geht dann auch Hand in Hand damit, dass kaum ein Normalbürger in Deutschland etwas vom Gesetz zur Anpassung des Verfassungsschutzes, vom Demokratieförderungsgesetz und Hinweisgeberschutzgesetz weiß.
Auch darin scheint mir im Broderschen Sinne Methode zu stecken.
Und hinterher wird dann wieder der deutsche Standard-Leitspruch kommen: Wir haben doch von all dem nichts gewusst.
Dabei ist man doch die ganze Zeit über so brav gewesen und hat an jedem Tag die Unterhose gewechselt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro
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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.
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