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Sony und ich retten jetzt die Welt

Donnerstag, 5. Dezember 2024 um 07:13

Von Bernd Niquet

Tatsächlich, so ist es, Sony und ich retten jetzt die Welt. Aber nur, wenn Google uns lässt.

Das alles hat mit meinem neuen Handy zu tun, weil das alte verunfallt ist. Es war ja auch bereits altersschwach. Und zum Glück ist dann auch noch Black Friday Week gewesen.

Als das neue Handy ankam, wollte ich es erst einmal ordentlich aufladen. Doch es war kein Aufladekabel dabei. Hm.

Ich schaute im Netz und dort schreibt der Sony Support, man habe das Kabel nicht einfach vergessen oder versucht, Kosten zu sparen. Sony versuche vielmehr, seinen Umweltplan Road to Zero umzusetzen, der darauf abzielt, die Umweltbelastungen bis 2050 auf Null zu senken.

Finde ich großartig. Und sehr konsequent. Denn wenn man das Handy nicht aufladen kann, verbraucht es natürlich auch keinen Strom. Im Grunde genial. Diese Idee hätte auch von dem Familienvater in der Bundesregierung kommen können, der ansonsten immer gleich losprügelt, wenn jemand etwas gegen ihn sagt.

Doch ohne Strom macht ein Handy eigentlich kaum einen Sinn, oder? Ich probiere daher meine alten Kabel aus, das vom Uralt-Sony und das vom Huawei. Doch Fehlanzeige. Da hat Sony wirklich enorm gut den Kern getroffen.

Ich komme also nicht daran vorbei, wie die grüne Partei einen Widerspruch zu akzeptieren und ein neues Kabel zu bestellen. Und das kommt in einer neuen Verpackung, mit einem neuen Flugzeug und einem neuen Auto. Nicht so gut. Doch eben erst eine Woche später.

Und wenn das jetzt bei allen Menschen weltweit so wäre, würde diese Woche uns bestimmt allen die Luft verschaffen, die wir brauchen, um in der Kälte, äh, ich meine natürlich in der Hitze, nicht zu verbrennen.

Doch ich gestehe, ich habe gesündigt. Denn ich habe mein Handy schon vorher bei einem Bekannten aufgeladen. Und was ich dann erlebt habe, hat mir noch einmal den gleichen Erkenntnisfortschritt beschert wie vorher.

Denn in Wirklichkeit ist das Handy von Sony gar kein Sony-Handy, sondern ein Google-Handy. Denn alles, was ich dort auf dem Display sehe, kommt von Google. Und als ich damit loslegen will, soll ich mich vorher in mein Google- Konto einloggen.

Ein Google-Konto? Habe ich so etwas? Ich lebe schon eine Weile auf dieser Erde und habe natürlich ein Bankkonto. Und bisher ging es auch ohne Google- Konto. Doch anscheinend ab jetzt nicht mehr.

Ich bin ja nur froh, dass der Eingang zu meiner Toilette nicht mit dem Handy gesichert ist, denn dann sähe ich ja ohne ein Google-Konto echt schlecht aus.

Natürlich habe ich dabei auch ziemlich dumme Verdächtigungen. Man wird zwar bestimmt heilige Eide schwören, dass die Tür zu diesem Konto niemals geöffnet werden kann, doch das gilt wahrscheinlich nur von der Seite des Benutzers aus. Und auf der anderen befindet sich hingegen ein leicht bedienbarer Drehknopf.

Ich bin zwar ein totaler Handy- und PC-Laie, doch ich weiß von Insidern, dass heutzutage eigentlich alles im Netz geknackt werden kann, jedes Handy, jeder PC, jede Kamera, alles.

Was ich jedoch nicht wusste, das ist, dass man sich dafür heutzutage extra anmelden muss. Das ist auch irgendwie entwürdigend, finde ich.

Dann sollen sie also bitte ruhig meine Daten abfassen, doch dafür extra einen Account eröffnen zu müssen, wäre ja, als hätte man früher seinen Telefonanschluss nicht bei der Post, sondern bei der Stasi oder dem bundesdeutschen Inlandsgeheimdienst beantragen müssen.

Ein bisschen haben sich die Zeiten seit damals also wirklich geändert. Heute ist alles so klar und offensichtlich, dass sich überhaupt niemand mehr hinzuschauen traut.

Und das gilt eigentlich überall. Aber psst!

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ZEHNTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2024, 620 Seiten, 23,20 Euro

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In den vergangenen Jahren bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Wissenschaft ganz generell keinen Zugang zu den menschlichen Empfindungen besitzt. Sie kann sich zwar ihrer medizinischen Messmethoden bedienen, doch was ist, wenn gerade unsere wichtigsten Gefühle sich außerhalb dieses Spektrums befinden? Ich schiebe deswegen jedoch keinen Frust, ich fühle mich im Gegenteil sogar bestärkt darin, dass ich hier die entscheidende Rolle für mich selbst übernehmen muss.

Weniger angenehm ist es hingegen mit dem Rechtsanwalt, von dem ich mir eine Klageschrift eingefangen habe, in der steht: „Die Klage wird auf jeden erdenklichen rechtlichen Gesichtspunkt gestützt.“ Da überlege ich mir nämlich, wenn bei einem Streit die eine Seite alle erdenklichen rechtlichen Gesichtspunkte für sich reklamiert, bleibt ja für die Gegenseite kein einziger rechtlicher Gesichtspunkt mehr übrig. Und als die Richterin dann auch noch genau in diesem Sinne urteilt, ist es bei mir nach dem unbedingten Glauben an die Wissenschaft auch mit dem Vertrauen in den Rechtsstaat vorbei.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen neun Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021, 2022 und 2023.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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